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Arbeiten auf einer Kiwi-Plantage
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Winterpruning in der Bay of Plenty

ein Erfahrungsbericht von Jörn O. Villwock

 

Nachdem ich mich für zwei Monate faulenzend durch das Northland und die Coromandel Halbinsel geschlagen hatte, führte mich mein Weg in die Bay of Plenty, genauer gesagt in das Städtchen Tauranga.

Da ich bereits Schwielen vom Buchseitenumblättern hatte, dachte ich, dass es nunmehr an der Zeit wäre, meinen Beitrag zum neuseeländischen Bruttoinlandsprodukt zu leisten. Und da die Bay of Plenty quasi die Heimat der Kiwifrüchte ist, lag es nahe, nach Arbeit auf den Kiwiplantagen zu suchen.
Wie ich bereits von anderen Travellern gehört hatte, ist es das Einfachste, sich in einem Hostel einzuquartieren, das Saisonarbeit vermittelt. Das spart die eigene Suche nach potentiellen Arbeitgebern.

Arbeit ist in der Bay of Plenty das ganze Jahr hindurch in den unterschiedlichsten Bereichen zu haben. Allerdings ändert sich das Arbeitsangebot ständig, je nach Saison, Bedarf und Angebot. Es gibt vornehmlich Arbeit auf (natürlich) Kiwiplantagen, aber auch auf Mandarinen-, Blumen- und Avocadoplantagen. Darüber hinaus gibt es auch zeitweilig Arbeit im Packhouse, wo die Kiwis nach der Ernte verpackt werden. Und natürlich diverse andere Arbeiten, die nicht so regelmäßig anfallen.

Die Kiwi-Ernte

Der Schwerpunkt der Arbeit in der Bay of Plenty liegt wie gesagt bei den Kiwis. Winterpruning geht ca. von Mai bis September. Danach folgt Pollination (künstliche Bestäubung) im Oktober. Zeitgleich fängt auch das Sommerpruning für die Goldenen Kiwis an, das nahtlos in das Sommerpruning und -thinning für die grünen Kiwis übergeht. Das Picking (die Ernte) startet dann ca. im März.

Leider werden Frauen beim Thema Pruning schwer benachteiligt. Ich habe zwar Frauen kennen gelernt, die den Job gemacht haben (und ich sehe auch keinen Grund warum nicht), aber es wird grundsätzlich erst einmal “Nein” gesagt. Allerdings werden dafür Frauen – sozusagen als Ausgleich – gerne für das “tie-en” angeheuert (das Festbinden der Äste an den Führungsdrähten).
 

Arbeitskleidung

Nach kurzer Beratung im Hostel wurde ich dann – entsprechend der Jahreszeit – Winter-Kiwi-Pruner. Trotz des großen Arbeitsangebotes musste ich drei Tage warten, bis eine passende Stelle frei wurde, doch diese Zeit konnte ich wunderbar nutzten, um mich im Warehouse kleidungstechnisch auf "Outdoor"-Arbeit vorzubereiten.

Sinnvoll ist in jedem Fall eine lange Hose (eine billige Jeans ist optimal), da die kleinen, garstigen Sandflies auf den Orchards (Plantagen) leider nie fern sind (ja, auch im Winter!).
An Oberbekleidung ist ein T-Shirt angebracht, mit einem guten Pullover darüber (die Morgenstunden sind gerade im Juli/August empfindlich kalt und teilweise frostig. Später, bei Sonne kann es dann rapide sehr warm werden, so dass das T-Shirt gute Dienste leistet).
Eine Regenjacke sollte auch nicht fehlen.
An Fußbekleidung kann man Gummistiefel natürlich immer empfehlen (Die Profis tragen alle "Gumboots").
Wer jedoch die horrende Investitionssumme von 10 Dollar für ein paar Billige scheut: Ich hatte mit meinen alten Outdoortretern keinerlei Probleme (bis auf ein paarmal nasse Füße). Darüber hinaus sollte man auch Sonnencreme nicht vergessen. Je nach Hauttyp, kann man auch im Winter schnell mal “rot” werden.

 

Transport zur Arbeit

Tja, dann war mein großer Tag der Arbeitsaufnahme da. Morgens Aufstehen, rein in die (noch) neue Arbeitskluft und los ging’s.
Bei dieser Gelegenheit sollte vielleicht erwähnt werden, dass einige "Working-Hostels" nicht nur die Arbeit organisieren, sondern auch den Transport hin und zurück.
Meist gibt es Mitfahrgelegenheiten bei Kollegen aus dem Hostel (Benzingeld wird natürlich geteilt). Viele Arbeitgeber bieten aber auch einen Fahrservice an und holen die Arbeitswilligen vom Hostel ab und bringen sie Abends wieder zurück.

 

Arbeitswerkzeug

Als ich nach kurzer Fahrt dann auf der Orchard ankam, wurde ich sehr freundlich von Peter (meinem Contractor) begrüßt und dann gleich mit meinem Arbeitswerkzeug ausgestattet. Ich erhielt eine große Astschere (genannt Lopper), eine kleine Astschere (gen. Scissor) und eine Ledertasche, die mit bunten Plastikclipsen gefüllt war (siehe Bild rechts).

Anschließend wurde ich dann in die Kunst des Kiwiprunings eingewiesen. Beim Pruning geht es im Prinzip darum, alte Äste und altes Holz herauszuschneiden und durch junge, fruchttragende Äste zu ersetzen.

 

Arbeitswerkzeug

 

Die Bezahlung

Die Arbeit klingt simpel und einfach, doch die Auswahl, den richtigen Ast abzuschneiden (und den Richtigen dranzulassen!) und darüber hinaus auch noch den richtigen Abstand der Äste einzuhalten, erfordert anfangs einiges an Übung.
Daher arbeitet man zunächst auch auf Stundenbasis (meist Mindestlohn).

Sobald man sich ein wenig eingearbeitet hat, wird man dann aber schnell auf "Contract" umgestellt. Contract bedeutet eigentlich nur, dass man nicht nach Arbeitszeit, sondern nach Arbeitsleistung bezahlt wird. Auf den Kiwiorchards wird man pro bearbeiteter Bay entlohnt.

 Der Kiwi Orchard

Ein Orchard gliedert sich wie folgt:

  • Blocks - ein zusammenhängendes Feld von Pflanzenreihen (Bild rechts oben)
  • Rows oder Lanes - die befahrbaren Freiflächen zwischen den Pflanzen innerhalb eines Blocks (Bild rechts unten)
  • Bays - der rechteckige Raum zwischen zwei Stützpfosten innerhalb einer Row.

Die Bezahlung pro Bay variiert von Contractor zu Contractor. Doch es wird auch unterschiedlich viel an Arbeitsschritten verlangt.

 

Kiwi Orchard Blocks

 

Ich musste die Äste beschneiden und den ersten Clip setzen, mit dem die Äste an gespannten Drähten fixiert werden. Eine zweite Kolonne von "Tie-ern" (Festbindern) kam dann hinterher und fixierte die Äste auf den restlichen Drähten. Bei anderen Contractern muss man alles selbst machen, wieder andere lassen nur Prunen und überlassen sämtliche Clips den Tie-ern usw...

Nach Austausch mit Kollegen kann gesagt werden, dass der Baypreis im Endeffekt überall ähnlich ist. Man sollte also nicht gleich im Viereck springen, wenn man von einem Kollegen hört, dass er 7 NZ$ pro Bay verdient und man selbst nur 5 NZ$. Fragt lieber, was der Andere dafür alles zu tun hat.

Im Schnitt kann man sagen, dass man als geübter Pruner 500 NZ$ pro Woche und mehr verdienen kann.
Anfangs kann es jedoch recht hart sein, dieses Ziel zu erreichen. Nicht nur, dass man naturgemäß langsamer ist, viele haben auch mit Muskelkater oder Gelenkschmerzen zu kämpfen. Ich hatte 2 Wochen lang ein wehes Ellbogengelenk.

 

Rows oder Lanes

 

Die Arbeit an sich

Darüber hinaus ist die Arbeit nicht wirklich schwer oder anspruchsvoll. Man hat viel Zeit zum Denken auf den Feldern, da sich (abgesehen von den Pausen) nur selten Gelegenheiten zum Plaudern ergeben. 

Mit einem guten, outdoorsicheren MP3-Player und fixierbaren Kopfhörern geht die Zeit schneller.

 

Die Arbeitszeit ...

... ist im Schnitt 8 bis 9 Stunden netto. Ich arbeitete von 07:30-10:00, 10:15-12:30, 01:00-03:00 und von 03:15-04:30, woraus sich eine Nettoarbeitszeit von 8 Stunden pro Tag ergibt.

Doch es variiert mal wieder von Contractor zu Contractor.

 

Mein Fazit

Ich habe nunmehr drei Monate Winterpruning hinter mir und wenn ich jetzt so zurückdenke, hat es wirklich Spaß gemacht. Ich hatte zumindest immer weniger Langeweile als die Kolleginnen im Packhouse. Das Leben im Working Hostel ist einfach herrlich. Meine Gastgeber sind die liebenswürdigsten und hilfsbereitesten Menschen, die ich bislang in Neuseeland kennenlernen durfte. Und nach Aussage vieler Weit- und Weitergereister kann das durchaus auch auf andere Länder ausgedehnt werden.

Die Umgebung

Wer also den Winter (oder den Sommer, oder Frühling, oder Herbst) auf der Nordinsel mit Arbeit überbrücken will, ist in der Bay of Plenty perfekt aufgehoben.

Tauranga hat etwa 57.000 Einwohner und ist damit groß genug, den erschöpften Leibeigenen ein wenig Zerstreuung zu bieten.
Die Einkaufsmöglichkeiten sind sehr gut (es gibt mehrere Supermärkte), es gibt eine anständige Innenstadt mit kleinen Fachgeschäften, die zum Bummeln einladen und “The Strand”, die Flaniermeile direkt am Mariner bietet eine anständige Auswahl an Pubs und Nightclubs.

Das benachbarte, kleinere Städtchen Mt. Maunganui bietet ebenfalls eine sehr hübsche kleine Innenstadt und ein großes Shopping-Center, das etwas außerhalb liegt.
Darüber hinaus bietet “The Mount” den namensgebenden Berg als zu besteigende Attraktion, einen seeeehr langen, wirklich schönen Strand und – zum relaxen – Hot Salt Water Pools.

 

"Working Hostels" - wichtige Anmerkung der Reisebine-Redaktion

In der Bay of Plenty gibt es eine große Zahl an Hostels und Unterkünften, von denen viele auf arbeitssuchende Backpacker ausgelegt sind. Dieser Erfahrungsbericht enthielt ursprünglich eine klare Hostel-Empfehlung. Seit einem Eigentümer-Wechsel können wir diese nicht mehr uneingeschränkt weitergeben.

Unter den so genannten "Working Hostels" gibt es - besonders auch im benachbarten Australien - immer wieder schwarze Schafe. Berichte über Ausbeutung, dubiose und kostenintensive Unterkunfts-Verträge und das Gegeneinander-Ausspielen arbeitssuchender Backpacker sind in Neuseeland zwar seltener, kommen aber dennoch vor. 

Wir können jedem Arbeitssuchenden nur davon abraten, sich auf dubiose Methoden von Hostel-Managern und/oder Arbeitgebern einzulassen.

Allerdings hat jede Medaille zwei Seiten. Saubere, mit Herz und Verstand geführte "Working Hostels" gibt es durchaus - und diese können für arbeitende Backpacker zu einem tollen zweiten Zuhause in Neuseeland werden. Dafür braucht es jedoch auch die Mithilfe der dort lebenden Backpacker. Pünktlichkeit, Flexibilität und nicht zuletzt ein gesundes Maß an Humor garantieren jede Menge "Goodwill" von Arbeitgeber- und Hostel-Management-Seite. Pluspunkte gibt es auch für eigene fahrbare Untersätze (in einigen Regionen und Jobs ist ein Auto leider fast unverzichtbar), die Bereitschaft, sich im Alltag auf englisch zu verständigen und eine gewisse Ordnungswilligkeit.

Wer allerdings unpünktlich zu Vorstellungsgesprächen erscheint, sich mit einer überzogenen Erwartungshaltung auf Arbeitssuche begibt oder nach drei Tagen entnervt seinen Job aufgibt, macht das Leben für sich selbst - und nachfolgende Jobsucher-Generationen sehr viel schwieriger. Wir empfehlen daher, mit gesunden Ansprüchen und gut informiert auf Unterkunfts- und Arbeitssuche zu gehen - dann steht der tollen Zeit in Neuseeland nichts mehr im Wege!

© Fotos: Jörn O. Villwock (alle im Text);  idaun auf Pixabay (ganz oben)

 

 

 

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